Der Bundesposaunentag 2016 in Dresden – über 22 400 Bläser in einer Stadt: ein Erlebnis, das man wahrscheinlich noch lange nicht vergisst.
Leider wurden all diese Bläser bei der Eröffnungsveranstaltung mit mehr oder weniger starkem Regen begrüßt – 22 400 nasse Bläser begannen auf beiden Marktplätzen, Alt- und Neumarkt, verteilt und doch gemeinsam den Posaunentag. Auf den Bühnen wurde viel geredet und auf den Plätzen viel gespielt. Es bereitete der anwesenden Menge sichtlich Spaß bei Stücken, die abwechselnd auf Alt- und Neumarkt gespielt wurden, zu schauen, ob denn die anderen im selben Tempo waren oder nicht. Auch die Redner wechselten sich ab. Dank einem großen Aufwand an Video- und Audiotechnik konnte man das Geschehen auf beiden Plätzen live mitverfolgen.
Am Abend verteilten sich dann die Bläser in allen möglichen Kirchen und Hallen in Dresden, um der ersten Runde der Abendkonzerte zu lauschen. Der Posaunenchor Friesenheim hatte sich Karten in der Kreuzkirche zum Konzert der Niedersächsischen Bläserphilharmonie reserviert. Einen Abend lang wurden wir von einem Philharmonieorchester beschallt, das (fast) ausschließlich aus Blechbläsern bestand. Gelegentlich wurden Lesungen eingeschoben, manchmal sogar musikalisch unterlegt oder sogar regelrecht mit Musik gestaltet. Mit renommierten Musikern und einem noch viel renommierteren Dirigenten, blieb dem Zuhörer ab und an der Atem weg – ein wirklich mitreißendes Konzert.
Am nächsten Morgen holten sich 22 400 Bläser bei der Gesamtprobe für den Gottesdienst am Sonntag im Stadion alle einen Sonnenbrand. Trotz des wetterlichen Kontrastprogramms ließ sich die Laune nicht eindämmen, sie stieg eher, was zum Teil an den sommerlichen Temperaturen gelegen haben mag, aber vor allem an dem Gefühl, mit so vielen Musikern gleichzeitig einen Klangteppich zu erzeugen, den man mit Sicherheit weit über das Stadion hinweg gehört haben muss. Der ein oder andere bekam bestimmt ein wenig Gänsehaut, wenn einmal wieder der Posaunengruß – ein lang gehaltener B-Dur-Akkord in allen erdenklichen Lagen – ertönte.
Nachmittags erstreckte sich ein buntes Programm durch die Dresdner Innenstadt, mit einem musikalischen Staffellauf als Höhepunkt, bei der die verschiedensten Chöre durch die Stadt verteilt sich einen Staffelstab „zuspielten“; man konnte dem Stück buchstäblich durch die Stadt folgen.
Es begann zu dämmern und alle 22 400 Bläser sammelten sich zur Serenade am Elbufer gegenüber der historischen Altstadt – und den versammelten Jugendposaunenchören aus ganz Deutschland. Es beginnt ein Abend mit viel Musik, die von beiden Ufern über die Elbe schallt – insgesamt drei Chöre, die sich abwechseln: zwei große Chöre auf der einen Seite und der Jugendposaunenchor auf der anderen. Es herrschte eine wunderschön andächtige Atmosphäre , als man sich gegenseitig über die Elbe hinweg zuspielte und man langsam Dresden im Licht der untergehenden Sonne und der angehenden Lichter beobachten konnte. Überrascht wurden wir von einem Elbtourschiff, das mit seinem Nebelhorn kräftig mittönte.
Die zweite Runde der Abendkonzerte fand für uns nochmal in der Kreuzkirche statt, diesmal mit einem Ensemble aus mehreren Posaunenchören. Wieder ein sehr schönes Konzert in einer sehr prall gefüllten Kreuzkirche.
Der Gottesdienst am nächsten Morgen wieder im Stadion: sehr sonnig, sehr laut, sehr ergreifend. Alle 22 400 Bläser wurden über große Monitoranlagen dirigiert, die Dirigenten wechselten sich ab. Es wurde ein wirklich gelungener Gottesdienst mit nochmals viel Musik, einer guten Predigt, verschiedenen Inszenierungen in Lesung und ähnlichem und mit einer Menge netter Menschen, die alle vor allem eines verbindet: die Liebe zur Musik und noch eher die Liebe zur Blechblasmusik. Von Margot Käßmann wurden die Posaunenchöre als feste und notwendige Instanz in der evangelischen Kirche bezeichnet – als „so richtig evangelisch“.
Auf der Heimfahrt klang der Posaunentag in allen Köpfen noch nach. Man munkelte, einige hätten es nicht ausgehalten und angefangen auf Autobahnraststätten einfach weiter zu spielen.
Wenn ich auf den Posaunentag zurückblicke bin ich vor allem dankbar. Dankbar für die Atmosphäre, für alles was man an neuen Impulsen und Begegnungen mitnahm, für die Gemeinschaft der 22 400 Bläser in der so schönen Stadt Dresden und vor allem für die ganze Musik. Blöd nur, dass der nächste erst wieder in acht Jahren ist.